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Geschichte des Hr. Pahl

In Welsberg wird es hell

Die Lampen, die Glühbirnen, hat das E-Werk im Büro verkauft. Auf dem Pult lag immer ein Buch aufgeschlagen, ziemlich groß, so 30 x 40 cm. Der Weitlaner Johann war der Schriftführer. Er notierte genauestens in die Spalten: Name des Käufers, Datum, Lampe, Stärke (3, 5, 10, 25, 40, 60, 75, 100 Watt), Preis. Die 15-er und die 25-er wurden am meisten gekauft. 

Die kaputte, ausgebrannte Lampe musste der Käufer hinterlassen. Für den Stromverbrauch wurde ein Pauschalpreis verrechnet. Zähler gab es ja noch keinen. Ging die Lampe über eine gewisse Größe hinaus, hatte sie eine höhere Brenndauer und das wirkte sich auf den Preis aus. Das Werk hat ja nur ein paar Kilowatt in die einzelnen Häuser geliefert. Die Stromrechnung hat der Schriftführer privat ausgetragen oder die Leute kamen ins Büro zum Zahlen. 
 

Nach dem Krieg haben die Bauern dann die ersten „Motorlan“ gekauft.

Das „Fuito“ haben sie bis dahin immer auf der „Fuitobonk“ geschnitten. Mit einem Motorl von 2 bis 3 PS mit Riemen hatten sie nun eine Futtermaschine und brauchten nicht mehr von Hand zu treiben. 

Angefangen hat die Elektrifizierung mit der Beleuchtung in den Haushalten. Dann kamen die Bügeleisen und die Kocherlen mit Elektrospirale. Einen „Volksempfänger“, ein Radio mit drei Röhren, hatten ja schon einige Leute. Der verbrauchte ja nur wenig Strom. 

Auf den Häusern im Dorf gab es Dachständer mit fünf Speiseleitungen mit Isolatoren. Von Haus zu Haus waren Kupferdrähte gespannt. Das ganze Dorf war vernetzt. Diese Drähte waren für die Schwalben interessant. Dort haben sie sich gern versammelt. Besonders im September vor dem Abflug in wärmere Länder. Seit diese Drähte weg sind, haben wir auch weniger Schwalben. 
 

Bis Ende der 40-er Jahre erzeugte unser E-Werk 80 Kilowatt Strom.

Nun aber musste man Strom dazu kaufen. Die Firma INDEL hat eine Hochspannungsleitung errichtet und war fünf Jahre lang unser Stromlieferant. Dann übernahm die ENEL. Damals ist wegen Überlastung sehr oft der Strom ausgefallen. So kam 1979 ein Aggregat hinzu, das bei erhöhtem Strombedarf eingeschaltet wurde. 

An den Hausecken im Dorf und beim Pavillon auf dem Platz gab es eine spärliche Beleuchtung, eine Notbeleuchtung sozusagen. Wenn die Musik gespielt hat, brauchte es stärkeres Licht, damit die Musikanten ihre Noten sehen konnten. 

Schön langsam aber wollten die Bauernhöfe auch ans Stromnetz angeschlossen werden. Die Bauern mussten im E-Werk darum anfragen und die Installation meist auch selber zahlen. Der Gailerhof hat seine Leitung sogar selber gebaut und der Graf Thun hat für die Leitung zum Schloß Welsperg die Kosten auch selber übernommen. Manchmal brauchte es auch eine sehr lange Leitung. Da haben dann mehrere Bauern zusammen gesteuert, wie zum Beispiel auf Unterrain. Allerdings war die Leitung oft zu schwach. So machten die Bauern miteinander aus, zu welcher Zeit sie jeweils das Futter schneiden. Ja nie zur gleichen Zeit, sonst war das Netz wieder überlastet. 

Nun begann die Zeit der Waschmaschine. Die Leitungen wurden abermals verstärkt. Bislang reichte der Drehstrom mit 3 x 220 Volt und Null-Leiter. Mit den Haushaltsgeräten und Motoren war das nicht mehr zu bewältigen und so wurde eine neue Leitung mit 380 Volt nötig. Die Kapazität fast auf das Doppelte erhöht.
 

Anfangs der Fünfziger ging’s dann richtig los!

Die Waschmaschine! Vertreter von auswärtigen Geschäften führten auf dem Welsberger Kirchplatz vor, wie so eine Waschmaschine funktioniert: Die Miele für den Hausgebrauch, die Rondo, eine 6 Kilo-Maschine, für Gastbetriebe. Das ganze Dorf war interessiert. Wer wollte nicht gleich so eine Wundermaschine haben? Meine Mutter jedenfalls war unter den Ersten. Sie hat sich die Maschine selber gekauft. 300.000 Lire hat sie gekostet. Hatte sich das Geld schon angespart und „es isch grod, grod gongen“! Der Vater hat ja auch ganz gut verdient...

Die Hocka von Ried waren auch fortschrittlich. „De worn glei amoll herunten afn Kirchplatz unzischaugn und zi kafen.“

Dann kam der Staubsauger. 

Dann kam der Wasserboiler.

Wieder reichte der Strom nicht mehr. Wieder neue Leitungen. 

Der Vater hat in dieser Zeit sein Gewerbe als Elektroinstallateur angemeldet und in vielen Bauten das Elektrische installiert. Ich habe ihm geholfen und alles Nötige nebenbei gelernt.